Warum berauschen wir uns?

    Rausch: Diesem Thema, das die Menschheit seit jeher begleitet, alle Kulturen prägt und dem wir auch heute mit Ambivalenz begegnen, widmet sich das Bernische Historische Museum 2023. Die Ausstellung «Rausch – Extase – Rush», die das Herzstück des Jahresthemas «Rausch» bildet, geht dem Phänomen auf den Grund. Die von Expoforum initiierte Wanderausstellung wird bis am 13. August 2023 gezeigt und von einem vielseitigen Rahmenprogramm für Jugendliche und Erwachsene begleitet. Inhaltlich wirkten Fachspezialist/innen sowie Jugendliche und junge Erwachsene mit.

    (Bilder: © Bernisches Historisches Museum, Bern / Stefan Wermuth) Die Ausstellung bildet den Kern des Fokus­themas «Rausch».

    Sich zu berauschen, scheint ein menschliches Urbedürfnis zu sein. Bereits Kinder versetzen sich im Spiel auf der Drehschaukel gelegentlich in einen berauschenden Zustand. Später suchen wir den Rausch in Mutproben und im Sport, in Musik und Tanz, in der Liebe, der Spiritualität, der Kunst oder mithilfe psychoaktiver Substanzen. Die Faszination für euphorisierende Zustände ist ein Phänomen, das alle Epochen und Gesellschaften durchdringt.

    Umgekehrt stellen die damit verbundenen Risiken eine Herausforderung dar. Dieser Gratwanderung und unserem ambivalenten Verhältnis zum Rausch widmet sich das Bernische Historische Museum 2023. «Das Thema Rausch kann im Spiegel historischer Erfahrungen betrachtet, aber auch mit der Gegenwart verknüpft werden – und es betrifft uns alle. Wir möchten eine Plattform bieten, um Diskussionen am Puls der Zeit zu führen», so Museumsdirektor Thomas Pauli-Gabi.

    Ein Erlebnis fernab des Screens
    Was genau ist Rausch? Warum streben wir nach ekstatischen Gefühlen, was fasziniert un daran? Die Wanderausstellung von Expoforum entstand in Zusammenarbeit mit dem Bernischen Historischen Museum, dem Tabakpräventionsfonds, dem Bundesamt für Gesundheit und «Jugend und Medien», einem «Sounding Board» von 30 ausgewiesenen Fachpersonen sowie unter Einbezug von Jugendlichen. Letztere haben während eines Jahres wöchentlich die Ausstellungsinhalte und die Umsetzungen beurteilt. Auch bei wichtigen Entscheidungen wurden sie beigezogen, da sich die Ausstellung an ihre Peergroup richtet und sie in ihrer Lebenswelt abholt. Es wurde deutlich, dass «die Jugend» bei Weitem nicht homogen ist – nur bei der Frage, mit welchem Medium sie durch eine Ausstellung geführt werden wollen, waren sich alle einig: «Sicher nicht mit dem Handy. Wir wollen im Museum ein echtes sinnliches und räumliches Erlebnis bekommen.»

    Das Bedürfnis nach Berauschung zieht sich durch alle Epochen und Gesellschaften.

    «Rausch – Extase – Rush» regt dazu an, sich mit dem widersprüchlichen gesellschaftlichen Umgang mit Rauschzuständen auseinanderzusetzen und dabei das eigene Verhalten zu reflektieren. Simon Haller, Kurator und Geschäftsführer von Expoforum, erzählt: «Die Inspiration für die Ausstellung war eine ganz persönliche Herausforderung, nämlich: Wie gehe ich bei meinen Kindern das Thema Rausch unverkrampft an?» Er habe bald gemerkt, dass dies nicht nur für ihn, sondern für viele Eltern und Lehrpersonen schwierig sei. Die sieben einzeln inszenierten Erlebnisräume ermöglichen unterschiedliche Zugänge und bieten, damit die Chance zur Aufklärung, ohne zu verherrlichen oder zu verteufeln.

    Vom gemütlichen Couch-Gespräch bis zur «Rush Hour»
    Die diesjährige Ausgabe des Formats «Museumsbier» von Januar bis März steht im Zeichen von Rausch – sie lädt nicht nur zum «Fyrabebier», sondern auch zu kurzen Inputs von Kurator/innen. Ab Ende März wird die erfolgreiche Veranstaltungsreihe «Ein Abend im Museum» weitergeführt. In Zusammenarbeit mit Fachleuten und lebenserfahrenen Personen finden an sieben Mittwochabenden Vorträge und Diskussionsrunden statt. Jugendliche und Jugendgruppen sind an ausgewählten Freitagabenden während der «Rush Hour» eingeladen, bis 21 Uhr die Ausstellung zu besuchen und dabei mit Peers und Expert/innen ins Gespräch zu kommen.

    Sich persönlich ins Thema zu vertiefen, ist auch während des Ausstellungsbesuchs möglich: Bei den Couch-Gesprächen können die Besucher/innen jeden Donnerstagnachmittag vom Wissen ausgewiesener Fachpersonen profitieren.

    pd

    www.bhm.ch/rausch

    Vorheriger ArtikelDer teuerste Spielplatz der Welt
    Nächster ArtikelSo stärken Sie Ihr Immunsystem